Sozialforschung ist ein sozialer Prozess, der ethische Fragen aufwirft. Unter dem Begriff "Forschungsethik" werden Fragen diskutiert, die die Gestaltung der Beziehung zwischen Forschenden und Beforschten betreffen: Inwiefern gelten bestimmte ethische Grundsätze für das Forschungshandeln - und wie können diese in der Praxis realisiert werden? Klassische forschungsethische Grundsätze sind beispielsweise das Prinzip der Schadensvermeidung sowie der Schutz der Persönlichkeitsrechte der untersuchten Personen in empirischen Forschungsprojekten. Der Bereich der forschungsethischen Reflexion umfasst damit Fragen des Datenschutzes, geht aber weit darüber hinaus. So werden auch Fragen nach den Interaktionen von Forschenden mit Akteur/innen im Feld, den Auswirkungen der Forschung und der Wahrnehmung von Verantwortung als Wissenschaftler/innen in der Gesellschaft gestellt.
Am 11. und 12.9.2014 findet an der Ludwig Maximilians- Universität (LMU) München eine Tagung zu Forschungsethik in der empirischen Sozialforschung statt. In verschiedenen Formaten (Workshops, Roundtables, Vorträge etc.) werden aktuelle forschungsethische Herausforderungen diskutiert.
Beiträge sind unter anderem zu folgenden Themen willkommen:
Methoden/Methodologien
- Rollenkonflikte, Forschungsbeziehungen und verdeckte Formen der teilnehmenden Beobachtung in der ethnografischen Feldforschung
- Informiertes Einverständnis und Täuschung in Feld- und Laborexperimenten
- Forschungsethik in qualitativen Interviews und quantitativen Befragungen
- Visuelle Daten (Fotografien, Videos) und forschungsethische Fragen
- Forschungsethik und Datenschutz bei Panelstudien
- Forschungsethik in der partizipativen Forschung
Institutionelle Herausforderungen
- Forschungsethik in der Methodenausbildung aus studentischer und lehrender Sicht
- Forschungsethik-Kommissionen: Was können sie leisten, was nicht? Wer wird einbezogen?
- Digitale Archivierung und Sekundäranalysen von qualitativen Daten
Technologische Herausforderungen
- Online-Forschung und Anonymisierung in Zeiten des Internet
- Intimität, Privatheit und Öffentlichkeit in der Social-Media-Forschung
Selbstreflexivität im Forschungsprozess
- Theoretische, methodologische und forschungsethische Positionen zu Macht und Machtverhältnissen im Forschungsprozess
- Reflexivität und Positionierungen von Forschenden im Forschungsfeld
Abstracts (2.500 Zeichen) bitte bis zum 30.04.2014 an:
forschungsethik(at)soziologie.uni-muenchen.de
Studierende sind ausdrücklich zur Bewerbung aufgefordert.
Fragen und weiterführende Information: LB Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung
(Prof. Dr. Hella von Unger), Institut für Soziologie, LMU München.
http://www.qualitative-sozialforschung.soziologie.uni-muenchen.de/index.html